Der Königsforst und
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Im Jahre 1003 schenkte Kaiser Otto III. seinem Kanzler, dem Erzbischof Heribert von Köln, den Königsforst. Damit wird dieser riesige Waldbesitz erstmals urkundlich erwähnt. Schon viele tausend Jahre vorher war der Forst jedoch von Mensch und Tier bewohnt und als Begräbnisstätte sehr geachtet. Davon zeugen die vielen germanischen Hügelgräber bei Heumar und Rath, besonders die großen Grabfelder hinter der Försterei an der Forsbacher Straße. Hier entdeckte und geborgene Krüge und Töpfereien lagern heute im Kölner Römisch-Germanischen Museum. Noch ältere Funde im Königsforst weisen auf eine Besiedlung in der mittleren Altsteinzeit hin. So fand man ein Faustbeil aus grauem Quarzit, das ein Zeuge für die lebenswichtige, frühgeschichtliche Bedeutung dieses Waldes für die Menschen darstellt.
In diesem alten fränkischen Königsbesitz gab es ein sehr reichhaltiges und ausgesprochen vielfältiges Tierleben. Hier lebten Kaninchen, Eichhörnchen, Hamster, Igel, Iltisse, Marder, Wiesel, Fischotter, Wildkatzen, Falken, Habichte, Bussarde und Eulen. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts fand man im "Wald des Königs" sogar noch Bären und Wölfe. Zum Schutz gegen wilde und gefährliche Tiere errichteten die Anwohner des Königsforstes eine hohe und breite Hecke aus Schwarzdom und Hainbuchengesträuch. Diese "Schulzmauer" zog sich von Iddelsfeld über Brück und Rath, vorbei an Leidenhausen bis hin nach Troisdorf. Schon früh gab es von den Landesherren eingesetzte Förster, die für die Aufzucht von Wald und Wild verantwortlich waren. Sie waren bei der Bevölkerung jedoch nicht sonderlich beliebt, da sie die Weide- und Holzsammeirechte stark beschnitten und oft und gerne in ihre eigenen Taschen wirtschafteten. Andererseits ist es durchaus vorstellbar, daß die Rather und Heumarer gern einmal ein Kaninchen oder Reh wilderten. Hier muß erwähnt werden, daß ihre kärgliche Nahrung hauptsächlich aus Schwarzbrot, Erbsen, Speck, Kartoffeln und Reibekuchen bestand. Rath besaß über viele Jahrhunderte hinweg sogenannte Gerechtsame am Königsforst, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom Staat gekauft oder gegen Ländereien eingetauscht wurden. Rath erhielt 7 Hektar Land und fast 26000 Mark Geld. Dieser Ertrag bildete den Grundstock für das damalige Gemeindevermögen. Von diesem Geld wurden Wasserleitungen installiert, Wege befestigt und Straßenbeleuchtungen errichtet. Viele Familien aus Rath und Heumar ernährten sich neben der Jagd, dem Ackerbau und der Viehzucht vom Kleinholzhandel mit der Stadt Köln und den umliegenden Orten. Holz war ja genug vorhanden und in den meisten Fällen kostete es nichts oder nur sehr wenig. Der Forst mit seinem Baum- und Wildbestand war also eine Lebensader für die Bevölkerung. Nicht minder wichtig - wenn auch oft gefahr- und krankheitsbringend - war das Mär, der Heumarer Bruch. Als sich vor Urzeiten der Boden der Kölner Bucht hob und das Meer langsam zurückwich, bildeten sich kleine und große Inseln, auf denen nach und nach Ortschaften entstanden. Um sie herum lagen große und gefährliche Sümpfe. Die Orte und Siedlungen waren von Feinden kaum einnehmbar und - da leicht zu verteidigen - bei den Landesherren sehr beliebt. Der Rhein, der durch die weite Bucht floß, hatte einen rechten und einen linken Nebenlauf. Der linke zweigte in Bonn ab, floß am Vorgebirge vorbei und mündete in der Nähe von Worringen wieder in den Hauptlauf. Der rechte Arm floß vorbei an Troisdorf, Wahn, Mar-hausen, Heumar, Brück, Merheim und Dünnwald bis zur Wuppermündung in den Rhein bei Wiesdorf. Ein Überrest dieses Rheinarmes war der Heumarer Bruch. An den großen Strom erinnern heute noch die Kiesgruben zwischen Rath und Brück, Heumar und Gremberghoven. Dort wurde ein Mammutzahn aus der mittleren Altsteinzeit gefunden: ein Zeuge für das frühgeschichtliche Leben in dieser Gegend. Im Bruchgebiet lebten Hechte, Karpfen, Schleien: eine weitere Nahrungsquelle für die Dorfbewohner. Das Sumpfgelände hatte jedoch auch unangenehme Seiten. Bis ins 19. Jahrhundert hinein raffte das Wechselfieber, die Malaria, immer neue Menschenleben weg. Genauso schrecklich und furchtbringend waren immer wiederkehrende Hochwasser. Die größte Überschwemmungskatastrophe datiert aus dem Jahre 1784. Im Februar trat der Rhein über seine Ufer. Die Fluten und Eismassen drangen bis nach Heumar vor, da die alten Flußrinnen wieder zu Stromarmen geworden waren. Wieviel Menschen dabei ums Leben kamen, ist uns jedoch nicht überliefert. Sowohl der "Königsforst" als auch das "Mär" spielten und spielen im Leben der Bevölkerung als Erwerbs- und Nahrungsquellen, mittlerweile als Naherholungs- und Wanderzentrum, immer eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt deshalb erinnert uns der Ortsname "Heumar" an den alten Stromarm, und nach dem altfränkischen "Königsforst" wurde ebenfalls - im Gedenken an die vielen guten und ertragreichen Seiten des Waldes - eine ganze Siedlung, ja fast ein Stadtteil im Stadtteil benannt.. |
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